Zurich StFranziskus

Zürich St. Franziskus

Zurich StFranziskus

Der markante rote Rundturm von St. Franziskus mit seinem Arkadenkranz um die Glockenstube ist heute ein Wahrzeichen von Wollishofen. Während die Kirche aussen weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben ist, wurde ihr Inneres zweimal radikal umgestaltet, sodass St. Franziskus exemplarisch zeigt, wie sich neue Glaubensvorstellungen und Bedürfnisse einer Pfarrei auf einen Sakralraum auswirken.

Patrozinium  Hl. Franz von Assisi
Baujahr1929
Architekt  Josef Steiner 
Pfarreigrösse4’200 
Quartier
Zürich-Wollishofen 

Website der Pfarrei

Wikipedia-Artikel

Geschichte
Bereits 1901 wurde in Wollishofen ein bescheidenes Lokal, das den Übernamen Waschhüsli trug, von den Katholiken als Notkirche eingerichtet. 1923 konnten sie im Morgental das Land für ihre heutige Kirche erwerben. Die Kirche St. Franziskus wurde 1927/28 nach Plänen von Josef Steiner errichtet. 1958 erstellte man neben der Kirche ein erstes Pfarreizentrum, dessen Basis beim Bau des heutigen durch Walter Moser 1991 übernommen wurde.

Wegen der beiden einschneidenden Neugestaltungen des Innern lässt sich die Geschichte von St. Franziskus in drei Phasen einteilen. In der ersten zeigte sich die Kirche in der Konzeption von Steiner: zeittypisch als Wegekirche mit eingezogenem Chor und einer Ausgestaltung, die wesentlich von den Fresken von Fritz Kunz bestimmt wurde. Ein grosses Gemälde im Chor stellte Christus in einer Vision des Hl. Franziskus dar, und in den Seitenschiffen schilderte ein Freskenzyklus das Leben des Kirchenpatrons.

1972/73 erfolgte die erste, radikale Änderung: Der ursprüngliche Längsbau wurde nach Plänen von Dieter Schenker in eine Querkirche umgewandelt. Der Altarbezirk kam nun auf die linke Seite des Hauptschiffs zu liegen, und orange Stuhlreihen gruppierten sich neu im Halbkreis um diesen herum. Der überflüssig gewordene Chor wurde zum Kirchenschiff geschlagen, d.h. der Triumphbogen und die Mauern zu den Seitenräumen wurden abgebrochen. Das grosse Fresko von Fritz Kunz wurde zerstört, und die Malereien in den Seitenschiffen wurden übertüncht. Damals erhielt die Kirche auch die heutige Orgel, ein Instrument der Firma Kuhn. Sie umfasst 36 Register und wurde am 7. April 1974 geweiht.

Die zweite, heute noch bestehende Umgestaltung erfolgte 2004, wobei man im Wesentlichen zur ursprünglichen Längsausrichtung zurückkam. Links des Haupteingangs wurde zudem eine Marienkapelle neu angebaut.

Architektur & Kunst

Die Kirche St. Franziskus ist ein neoromanischer Kirchenbau im Basilika-Stil, dessen Besonderheit der runde Kirchturm mit gekuppelten Schallöffnungen darstellt. Die Kirche besitzt ein Mittelschiff, zwei Seitenschiffe und eine flache Gipsdecke mit repetitivem Stuck. Der 30 Meter hohe Turm erhielt aus finanziellen Gründen erst 24 Jahre nach dem Bau der Kirche seine Glocken.

St. Franziskus folgt im Innern mit den drei Schiffen, den Rundbogen der Arkaden und den Fenstern im Obergaden sowie der flachen Kassettendecke dem Typus einer romanischen Basilika. Aussen sind vor allem in den Dachformen auch Anklänge an den Heimatstil zu erkennen.

Nach Übermalung der Fresken von Fritz Kunz ist das Innere der Kirche weiss, wodurch die nüchtern-eleganten Rundbogen der Seitenschiffe sowie der geschliffene graue Granit der Säulen und der ungeschliffene der Kapitelle eindrücklich zur Geltung kommen. Die in Gelb gehaltene Farbgebung der Decke greift die Gelbtöne der Farbfenster von Max Rüedi von 1973 auf. Der leicht erhöhte Altarbereich aus rötlichem Sandstein, die grau gehaltenen Kirchenbänke und das bläuliche Licht des Glases beim Eingangsbereich verleihen der Kirche eine mystische Stimmung. Um den Tabernakel an der südlichen Kirchenwand ist eine halbrunde Bank angebracht, die zum Gebet vor dem Allerheiligsten einlädt. Der ursprüngliche Taufstein von 1928, der nach 1973 draussen neben dem Eingang zur Sakristei gestanden hatte, wurde 2004 wieder in die Kirche zurückgeführt und erinnert die Gläubigen an ihre eigene Taufe.

Glasfensterzyklus

Das grösste und bedeutendste Kunstwerk der Kirche ist der 1973 von Max Rüedi geschaffene Glasfensterzyklus. Die nach Motiven aus dem Sonnengesang des Hl. Franziskus gestalteten Fenster prägen seitdem den Innenraum der Kirche. Die ersten beiden Glasfenster zeigen Mond und Sterne am Nachthimmel und verweisen auf die Transzendenz Gottes. Ihnen folgt der Himmel mit dem Wind, der Luft und dem Wasser. Der Sonnengesang des Hl. Franziskus orientiert sich in seinem Mittelteil an der Schöpfungsgeschichte aus dem Alten Testament. Nach der Erschaffung des Landes folgt die Erzählung vom Paradies. Der Apfel und die Schlange deuten den Sündenfall an, der in der Heilsgeschichte nicht fehlen kann. Rechts von der Orgel geht der Zyklus weiter mit dem Lebensbaum, Tod und Auferstehung in einem. An der nordöstlichen Kirchenwand folgt das Feuer. Die Sonne auf den beiden mittleren Kirchenfenstern wird gefolgt vom Wind, der Luft, den Wolken und dem Vogel, der den Zyklus im oberen Teil der Kirchenwand abschliesst.

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